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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 113

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Felbiger, und betrt verdienstvollen Ferdinand Kindermann, dem spteren Bischof von Leitmeritz. Knnst und Wissenschaft war sie eine verstndige und warme Frderin; Wien wurde der Sammelplatz tchtiger Gelehrten und der berhmtesten Komponisten lheydn, Gluck, Mozart, Beethoven) jener Zeit; das Wiener Theater geno ein hohes Ansehen. Nicht minder sorgte die groe Frstin fr di? Belebung der Industrie und fr die Hebung von Handel und Verkehr. In Wien wurde eine Porzellan-sabrik gegrndet, bhmische Leinwand und Brnner Tuche waren weit der die Grenzen sterreichs bekannt und gesucht. Wien entwickelte sich zu einer Industriestadt, neue Wasser- und Landwege wurden angelegt, und sterreichi-sche Handelsschiffe brachten die reichen Erzeugnisse des heimischen Gewerbe-Fleies nach Kleinasien und den Hfen Indiens. 3. Maria Theresias letzte Lebensjahre. Der pltzliche Tod ihres Gemahls, des Kaisers Franz L, erschtterte die sonst so starke Frau so sehr, da sie bis zum Ende ihres Lebens die Trauerkleider nicht wieder ablegte. Zum Mitregenten in den sterreichischen Lndern ernannte sie ihren Sohn, den spteren Kaiser Joseph Ii. Ihr Lebensabend wurde noch getrbt durch die erste Teilung Polens, an der sie sich nur blutigen Herzens beteiligte, und durch den Bayerischen Erbfolgekrieg, deffen schnelle Beendigung ihrem entschiedenen Eingreifen zu verdanken ist; schon bald darauf starb sie. Zu dir, zu dir, ich komme, Gott, nimm meine Seele auf!" waren ihre letzten Worte. Mit Maria Theresia schied eine der edelsten Frauen aus dem Leben, die jemals die Krone getragen haben. Von ihren Untertanen wurde sie wie eine Mutter geliebt, ihren Feinden flte sie Bewunderung ein, und wegen ihrer Sittenreinheit, ihres herzlichen Familienlebens und ihrer edlen weiblichen Tugenden wurde sie geachtet von arm und reich, von hoch und niedrig. In Wien ist ihr in neuerer Zeit ein von der Meisterhand Zumbusch' geschaffenes, herrliches Denkmal gesetzt worden. Kart Vii. und Kranz I. Nach dem Tode Karls Vi. (S. 84) wurde Karl Albrecht von Bayern Kaiser. Whrend er sich zu Frankfurt a. M. mit vielem Pomp als Karl Vii. krnen lie, verlor er die Krone seines eigenen Landes; denn als in Frankfurt die Krnungsfeierlichkeiten stattfanden, besetzten die sterreicher Mnchen, wo sich Maria Theresia huldigen lie. Ihm folgte nach kurzer Negierungszeit der Kaiser Franz I., der Gemahl Maria Theresias. Die glnzenden Eigenschaften seiner Gemahlin stellten den einfachen und bescheidenen Fürsten zu sehr in Schatten. Die Krone war ihm eine Brde, und in den zwanzig Jahren, die er regierte, hat er nichts Nennens-wertes fr das Wohl des Deutschen Reiches getan; die Herrschaft in den sterreichischen Lndern fhrte Maria Theresia durchaus selbstherrlich. Bei seinen immerhin guten Geistesgaben und seinen nicht unbedeutenden Kennt-nissen aus dem Gebiete des Kriegs- und Finanzwesens htte er einen kleinen Staat glcklich machen knnen; aber fr die Gre und die verwickelten Ver-Brockmann. Lehrbuch der Geschichte Iii. o

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 258

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
3m Herbste wurden im Beisein be Kaisers groe bungen der Soldaten abgehalten, denen der greise Fürst bis in sein hohes Atter mit dem grten Interesse beiwohnte. Zur Strkung seiner Gesundheit reiste der Kaiser jhrlich in ein Bad, wo er sich stets freundlich und liebenswrdig gegen jedermann zeigte. Unter fortwhrender Arbeit hatte Kaiser Wilhelm ein Alter von sast 91 wahren erreicht. Es wurde dem greisen Herrscher vor seinem Tode noch das Glck zuteil, seinen Urenkel aus den Armen halten und seinen neunzigsten Geburtstag unter der freudigen Beteiligung von ganz Deutschland seiern zu knnen. Aber auch von schwerer Trbsal sollte der hochbetagte Greis noch heimgesucht werden. Sein einziger Sohlt, der Kronprinz, wurde von einem unheilbaren Halsbel befallen; der Prinz Lndwig von Baden, sein besonders geliebter Enkel, starb im blhenden Alter eines pltzlichen Todes. Das brach dem Kaiser das Herz. Als der greise Fürst sich Anfang Mrz 1888 eine Erkltung zu-zog, wurde er ernstlich krank. Die Kunst der rzte und die liebevolle Pflege seiner Gemahlin und Tochter waren vergeblich. Am 9. Mrz entschlief der groe Kaiser sanft und ruhig. Erfllt von dem Gedanken, da feine Krfte dem Vaterlande gehrten, sprach er noch ans dem Sterbe-bette die denkwrdigen Worte: Ich habe nicht Zeit, mde zu sein." Seiue letzte Ruhesttte saud er zu Fen seiner geliebten Mittlerin der Gruft zu Charlottenburg. In Kaiser Wilhelm verlor Preuens treues Volk feinen ruhmgekrnten König, die deutsche Nation den Grnder ihrer Einigung, das wiedererstandene Reich den ersten deutscheu Kaiser". Das Reich im Innern ausgebaut, die Lage der arbeitenden Klasse gehoben, ganz Europa den Frieden er-halten zu haben, das sind unvergleichliche Verdienste, die sich Wilhelm 1. nach der Wiederherstellung des Deutscheu Reiches erworben hat. Mit ihm schied ein groer Fürst und groer Mann aus diesem Leben, ein Vorbild der Gottesfurcht, anspruchslosen Einfachheit, Demut, gewissenhaften Pflichttreue und selb st -verleugnenden Menschenliebe".') Die Mitwelt ehrt Kaiser Wilhelm I. als den Siegreichen", sein Enkel, Kaiser Wilhelm Ii., pflegt ihn in ffentlichen Reden Wilhelm den Groen" zu nennen, das Andenken an Deutschlands ruhmreichen ersten Kaiser wird in dem deutschen Volke nie erlschen. ') Erg. Nr. 35 it. 36f

3. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 68

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
68 nachlssig bearbeitet und lieferte nur geringe Ertrge. Diese Erb-Untertnigkeit hrte mit dem Martinstage 1810 auf; s eitdem gab es in Preußen nur freie Bauersleute. Mit Lust und Liebe bearbeiteten sie jetzt ihren eigenen Acker und blickten mit dankbarem Herzen zu ihrem gtigen Könige empor. Sorge fr die Städte. Auch den Bewohnern der Städte sollte geholfen werden. Nicht die Brger, sondern angestellte Beamte, die d'ie Bedrfnisse der Bewohner nicht kannten und keine Liebe und kein Vertrauen bei der Brgerschaft genoffen, hatten bisher die Städte verwaltet. Im Jahre 1808 erlie der König eine Ordnung fr smtliche Städte". Die Brger whlten jetzt selber ihre Stadtverordneten und ihren Magistrat und schlugen der Regierung geeignete Personen als Brgermeister vor. Unter staatlicher Aufsicht sorgten sie jetzt selber sr Schulen, fr Arme und Kranke, fr gute Straen und Kcmle, fr Verteilung und Erhebung der Abgaben. Der Wohl-stand und das Ansehen der Städte hob sich, die Brger schonten voll Stolz und Liebe auf ihren Wohnort und voll Dankbarkeit auf ihren König. Die allgemeine Wehrpflicht. Durch den General Scharn-Horst ist in derselben Zeit das preuische Heerwesen bedeutend umgestaltet worden. Frher gab es in Preußen nur Soldaten, die sr Geld angeworben wurden. Es waren dies vielfach fremde, leicht-sinnige Jnglinge. Hingabe und Trene fr das Vaterland kannten sie nicht; das hatten die Jahre 1806 und 1807 gezeigt. Auf den Rat von Scharnhorst sollte jeder gesnnde und krftige Preuße Soldat werden; deshalb fhrte der König die allgemeine Wehrpflicht ein. Schlechte Offiziere wurden aus dem Heere gestoen, besonders jene Verrter, welche in den Unglcksjahren die Festungen so treulos bergeben hatten. Auch die Shne der Brger konnten in Zukunft Offiziere werden; bisher hatten diese Stellen fast nur die Adeligen innegehabt. Die Prgelstrafe und das Gaffen laufen wurden abgeschafft; es sollte eine Ehre sein, des Knigs Rock zu tragen. Nach dem Tilsiter Frieden durste Preußen nur 42 000 Soldaten halten, also nur halb so viele, als es unter König Friedrich Wilhelm I. gehabt hatte. Scharnhorst lie die Rekruten schnell ausbilden; dann wurden diese entlassen und andere eingezogen. Schon nach drei Jahren konnte Preußen ein Heer von 150 000 Mann ausstellen. Die Soldaten erhielten eine bessere Kleidung und gute Waffen. Die Festungen wurden wiederhergestellt, Kanonen und sonstiges Kriegsmaterial herbeigeschafft. Bot sich jetzt eine gnstige Gelegenheit, so durfte vertrauensvoll die Befreiung von dem franzsischen Joche gewagt werden.

4. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 6

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
Durch Tapferkeit und edles Benehmen suchte der Mauu die Neigung der Jungfrau zu erwerben. Bei der Verlobung wechselte man Ringe; der Braut wurde zum Zeichen, da sie dem Manne untergeben sein sollte, das lang herabwallende Haar abgeschnitten. Die Mitgift brachte nicht die Braut, sondern der Brutigam mit. Es wurden nicht Schmuckgegen-stnde fr weibliche Eitelkeit geschenkt, sondern Ochsen, ein gezumtes Ro, Schild, Lanze und Schwert. Alle diese Gegenstnde sollten die junge F<an daran erinnern, da sie des Mannes Genossin in Krieg und Frieden, in Lust und Leid sei. Das untreue Weib wurde aus dem Hause verstoen und mit Schlgen vertrieben; niemand reichte ihr 5ie Hand zum neuen Bunde. Die Vielweiberei war fast unbekannt. Die Frau sorgte fr die Hauswirtschaft, die Viehherden und den Ackerbau; sie mute fpinnen und nhen, backen und brauen. Besonders war ihr die Erziehung der Kinder fast vollstndig berlassen. Ein nenge-bornes Kind wurde dem Vater zu Fen gelegt; hob er es auf, fo war dies das Zeichen, da es in die Familie aufgenommen war; es er-hielt einen Namen und von Verwandten und Bekannten Geschenke. Im anderen Falle wurde es ausgesetzt. Der Knabe stand unter des Vaters Mundschaft. Frhzeitig begleitete er ihn auf die Jagd, und war er zum Jngling herangereift, dann fand in der Versammlung der Stammesgenossen die Schwertleite" statt, wobei er mit Schild und Schwert bewaffnet wurde. Die Tchter waren der Obhut der Mutter anvertraut und lernten unter ihrer Leitung die huslichen Arbeiten verrichten, Zucht und Sitte und das Lesen der Runenschrist. Das Weib folgte dem Manne auch in die Schlacht, um sich seiner Tapferkeit zu freuen und seine Wunden zu verbinden. Von den Wagen, die hinter der Schlachtreihe zu einer Wagenburg aufgefahren wurden, feuerten die Frauen die Männer zu neuer Tapferkeit an und riefen ihnen zu, sie und die Kinder nicht als Sklaven in die Gefangenschaft geraten zu lassen. Es wird erzhlt, da durch Jammern und Flehen der Frauen eine weichende Schlachtreihe nicht selten zum Stehen gebracht und der Sieg errungen wurde.1) 3. Staatliche Einrichtungen. Bei den alten Deutschen finden wir Freie, Unfreie und Halbfreie. Die Freien (Frilinge) hatten einen unabhngigen Grundbesitz, durften Waffen tragen und au den Der Germane sieht in den Frauen etwas Heiliges und schreibt ihnen die Gabe der Weissagung zu, er achtet beshalb ihren Rat und hrt auf ihre Aussprche." Tacitus,

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 31

1849 - Münster : Coppenrath
31 Quelle für den Tempeldienst lauteres Wasser zu schöpfen. Plötz- lich erlosch die Sonne, es erschien der Gott Mars und verstieß der Erschrockenen göttliche Kinder. Und als sie Mutter wurde von Zwillingssöstnen, Romulus und Remus, erschrak der Osteim und befastl, die Sünderin zu bestrafen mit istren Kindern. Die Mutter ließ er nach der ganzen Strenge des vestalischen Gesetzes lebendig begraben; die Kinder aber in einer Mulde nach der Tiber tragen, sie dort zu ersäufen. Zum Glück war der Fluß aus seinen Ufern getreten; zu dem eigentlichen Bette desselben konnte Keiner kommen. Daher setzten die königlichen Diener die Mulde vorn auf das seichte Wasser und gingen da- von. Nun trieb die Mulde mit den wimmernden Kindern auf den Wellen stin und ster. Allein die Götter selbst wachten über das Leben der ver- lassenen Kleinen. Das sinkende Wasser ließ endlich die Mulde auf dem Trocknen stesten. Auf das Gewimmer und Geschrei der Kinder kam ein Wolf sterbci und säugte sie; ein Specht, des Mars heiliger Vogel, brachte ihnen Speise. Dieses wun- derbare Schauspiel erblickte ein vorübergehender Hirt, mit Na- men Faustulus. Voll Mitleid hob er die Kleinen auf und brachte sie seinem Weibe, Acca Laurentia, zur Pflege. Hier nun, in der Hütte des Hirten, wuchs das wunderbar gerettete Brüderpaar zu rüstigen Hirtenknaben heran. Bald weideten sie friedlich ihre Heerden, bald verfolgten sie über Berg und Thal räuberische Menschen sowohl als Thiere, die ihren Heerden nach- stellten. So wuchs ihr Muth, und vor Kampflust fielen sie oft die Hirten des Numitor an. Diese, der häufigen Neckereien des wilden Brüderpaars und ihrer Raubgenossen müde, ergriffen endlich den Remus und führten ihn gefangen nach Alba zu ih- rem Herrn. Numitor ahnte bald, daß er seinen Enkel vor sich habe, und hielt ihn in Gewahrsam, bis Faustulus mit Romulus herbeieilte und das ganze Geheimniß aufdeckte. Freudig über- rascht beschlossen die beiden Brüder, sich an ihrem tyrannischen Oheim zu rächen. Mit einer Schar verwegener Gesellen dran- gen sie heimlich in die Stadt und überfielen und ermordeten den Amulius. Den verstoßenen Numitor aber setzten sie wieder in seine Herrschaft ein. Erkenntlich gegen solche Wohlthat er- laubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 99

1849 - Münster : Coppenrath
99 denbefehl ergehen, ihn zu verhaften. Allein durch die Freunde des Virginius wurde das Schreiben aufgefangen, und der Vater von der ganzen Sache benachrichtigt. Voll Bestürzung eilte die- ser nach Rom und erschien am andern Tage mit seiner Tochter in Trauerkleidern vor dem Richterstuhle des Appius. Dieser hörte nicht auf die Einrede des Vaters, er sprach sie seinem Clienten zu und gab den Lictoren Befehl, sie ihm zu überliefern. Da bat der verzweifelnde Vater um die einzige Erlaubniß, von seiner Tochter den letzten Abschied zu nehmen. Er schloß sie in seine Arme, trocknete ihre Thränen, ergriff von einer nahen Bude ein Messer und stieß es ihr in die Brust, mit den Wor- ten: „Gehe zu deinen Vätern, Virginia, noch rein und frei; der einzige Weg deiner Ehre!" Dann hielt er, wie einst Bru- tus, das von Blut rauchende Messer empor und rief: „Durch dieses Blut der Unschuld weihe ich deinen Kopf, Appius, den Göttern der Unterwelt!" Sogleich gab Appius den Lictoren Befehl, ihn zu verhaften. Sie aber wurden von der Menge zurückgeworfen, und Virginius stürmte, zur Rache aufrufend, mitten durch das Volk fort, hin nach dem Thore, hinaus zum Lager, und Tausende strömten ihm nach. Hier erregte er eine noch größere Bewegung, als er in der Stadt zurückgelassen hatte. Das empörte Heer brach sogleich nach Rom auf und lagerte sich auf dem Aventinus; die von der sabinischen Grenze zurückkeh- renden Legionen vereinigten sich mit ihm. Da kamen Abgeord- nete des Senates und warfen ihnen ihr Vergehen vor; verspra- chen aber Verzeihung, wenn sie ruhig auseinander gingen. Die- sen aber wurde kurz erwiedert: nur wenn das Decemvirat ab- geschafft würde, könne von Unterhandlung die Rede sein. Als der Senat schwankte, zogen die Heere und mit ihnen der größte Theil des Volkes abermals auf den heiligen Berg, wo die Frei- heit der Plebejer begründet worden war. Nun erst gaben die Patricier nach. Die Senatoren Valerius und Horatius, zwei Volksfreunde, wurden nach dem Berge geschickt, mit den Ausgewanderten zu unterhandeln. Diese verlangten: Herstellung des Tribunats und der Provokation, Amnestie für Alle, die zu dem Aufstande mitgewirkt hatten, endlich Auslieferung der Decemvirn, die lebendig verbrannt werden sollten. Die Gesandten bewillig- ten Alles; nur die Auslieferung der Decemvirn baten sie zu

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 184

1849 - Münster : Coppenrath
184 waltete Cato mit unerbittlicher Strenge sein Amt und verfolgte jede Pracht und Üppigkeit, so daß er sich den Haß der Vorneh- men zuzog. Er selbst wurde auf ihren Betrieb vier und vierzig Mal während seines Lebens angeklagt, aber jedesmal vom Volke freigesprochen, das in dem Feinde der Vornehmen seinen Freund verehrte und begünstigte. §. 44. Zweiter makedonischer Krieg gegen Perseus. (171 —168). Seit dem verhängnißvollen Tage bei Kynoskephalä hatte Philipp unablässig dahin gestrebt, die gesunkene Macht Makedo- niens wieder zu heben. Während des Krieges der Römer in Syrien gelang es ihm auch, sein Gebiet durch Eroberungen in Thessalien und Thracien zu vergrößern. Unter den eroberten Städten waren auch mehre, auf welche Eumenes, der König von Pcrgamus, Ansprüche machte. Und sofort wandte sich dieser an die Römer und erhob die bittersten Klagen über die Herrsch- sucht Philipp's und dessen kriegerische Plane. Die Römer for- derten den Philipp auf, die Eroberungen herauszugeben und sich wegen der angebrachten Beschwerden zu verantworten. Der Kö- nig gehorchte zwar; aber der Ausruf: „es sei noch nicht aller Tage Abend gekommen ')," den er in seiner Erbitterung ausstieß, zeigte deutlich sein Vorhaben, den Krieg zur rechten Stunde wie- der aufzunehmen. Sein Sohn, der junge liebenswürdige De- metrius, der mehre Jahre als Geißel zu Rom gelebt hatte, übernahm hier vor dem Senate die Vertheidigung des Vaters und wirkte nur mit Mühe Verzeihung für ihn aus. „Nur aus Achtung für den Sohn — erklärte der Senat — sei er bereit, dem strafwürdigen Vater zu vergeben." Und um den Samen der Zwietracht in die königliche Familie selbst auszustreuen und diese sicher zu verderben, gab man dem jungen Prinzen zu ver- stehen, ihm, und nicht seinem ältcrn Bruder Perseus habe man die Krone Makedoniens zugedacht. Seitdem faßte Perseus einen tödtlichen Haß gegen seinen Bruder und suchte auf alle Weise, den Nebenbuhler aus dem Wege zu räumen. Er ver- dächtigte ihn beim Vater als einen gefährlichen Freund und An- hänger der Römer, der sogar seinem eigenen Vater nach Krone J) Nondum omnium dierum solem occidisse. Liv. Xxxix, 26.

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 189

1849 - Münster : Coppenrath
189 Zerstörung Karthago's *);" Nasika aber, der unter ihm saß, im- mer dagegen: „Und ich für die Erhaltung Karthago's." Diese eine Frage hielt den Senat in fortwährender Spannung. Unterdessen hatten die Karthager, weil sie von Rom keinen Schutz erlangen konnten, das Recht der Nothwehr gebraucht und endlich selbst gegen den übermüthigen Nachbar die Waffen ergriffen, waren aber gänzlich geschlagen worden. Das war für die Römer genug, den letzten Friedensvertrag, nach welchem die Karthager keinen Krieg ohne ihre Erlaubniß führen durften, für gebrochen zu erklären; und ein 84,000 Mann starkes Heer setzte unter dem Consul L. Marcius Censorinus und Manius Manilius, nach Afrika über (149), mit dem geheimen Be- fehle, ohne Karthago's Zerstörung nicht heimzukehren. Die Kar- thager, welche eine so schreiende Ungerechtigkeit nicht geahnt hat- ten, suchten dem Verderben auszuweichen, und kamen mit demü- thiger Unterwerfung zuvor. Sie bewilligten Alles, was man von ihnen fordern würde. Der römische Senat versprach ihnen Freiheit, wenn sie 300 Kinder aus den ersten Familien als Gei- ßeln schicken und thuen würden, was die Consuln von ihnen ver- langten. Und sofort wurden die Kinder, unter dem Jammerge- schrei ihrer Eltern, nach Sicilien, wo die Consuln bereits ge- landet waren, eingeschifft. Und dennoch setzten die Consuln nach Afrika über, und forderten nun die Auslieferung der Kriegs- schiffe. Auch diese wurden ausgeliefert; die Römer verbrannten sie mit höhnendem Übermuthe vor den Augen des zitternden Volkes. Dann forderten sie wieder die Auslieferung aller Waf- fen und Kriegsgeräthe. „Ihr steht — sagten die Consuln — unter Rom's Schutz, sie sind daher für euch unnöthig." Ver- gebens beriefen die Karthager sich auf die Feinde, welche sie umringten. „Rom übernimmt es, euch zu schützen!" war die Antwort. Mit schweigender Angst gaben die Kartbager auch diese hin. Nachdem sie so entwaffnet und aller Vertheidigungs- mittel beraubt waren, kam der letzte und furchtbarste Befehl: „ausziehen mit Weib und Kind aus der Heimath und zwei Meilen vom Meere eine neue Heimath sich zu gründen, denn Karthago müsse zerstört werden." l) Caetcrum censeo, Carthaginem esse delendam Plm. h. n. Xv. 20

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 70

1849 - Münster : Coppenrath
70 nerva vollenden und denselben mit ehernen Götter- und Königs- bildern ausschmücken. In einem unterirdischen Gewölbe dieses Tempels wurden auch die sibillinischen Schicksalsbücher aufbe- wahrt, in deren Besitz der König auf folgende Art gekommen sein soll. Einst kam eine unbekannte Alte zu ihm und bot ihm neun Bücher zu einem außerordentlich hohen Preise an. Weil der König sie nicht so theuer bezahlen wollte, verbrannte sie drei derselben, kam dann zum Könige zurück und verlangte die vorige Summe für die noch übrigen. Wiederum abgewiesen verbrannte sie abermals drei und erneuerte nun das Anerbieten der drei letzten unter denselben Bedingungen. Das fiel dem Könige auf, und nun fragte er seine Auguren. Man erkannte die Bücher für die Orakel der Sibille von Cumä. Tarquin kaufte sie, und die Alte verschwand. Diese Bücher, welche als ein Kleinod in den Händen des Königs und nachmals in Verwahrung des Se- nats blieben, zog man bei Bedrängnissen und Gefahren zu Rathe und wußte darin jedes Mal die dienlichsten Orakelsprüche für das Interesse des Staates zu finden. Eines Tages setzte eine furchtbare Erscheinung im königli- chen Palaste die ganze Familie in Angst und Schrecken. Eine Schlange schlüpfte aus einer hölzernen Säule und raubte das auf den Altar gelegte Opferfleisch. Bange Ahnung beunruhigte den König, und er beschloß, das Orakel zu Delphi zu Rache zu ziehen. Er schickte zwei seiner Söhne mit kostbaren Weih- geschenken dahin, und gab ihnen seiner Schwester Sohn, den L. Junius Brutus, zum Begleiter. Dieser spielte, um sein Leben zu retten, die Rolle eines Blödsinnigen, seitdem sein älte- rer Bruder vom Könige war ermordet worden. Auch er brachte dem delphischen Gotte ein Weihgeschenk, seinen hölzernen Stab nämlich, der aber einen goldenen in sich schloß — ein Sinnbild seiner selbst! Als die Jünglinge den Auftrag des Vaters vollzogen hatten, trieb sie die Neugierde, das Orakel zu befragen, wer nach dem Vater in Rom regieren würde. Derjenige — war die Antwort — welcher zuerst die Mutter küssen wird. Die Brüder beschlos- sen, hierüber das Loos entscheiden zu lassen. Brutus aber hatte den Sinn des Orakels anders aufgefaßt. Er warf sich unter dem Scheine, als wäre er über etwas gestolpert, zu Boden und

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 90

1849 - Münster : Coppenrath
90 zweiflung auf das Höchste. Die Männer liefen mit den Waffen nach den Mauern, während die Weiber sich in den Tempeln vor den Altären der Götter weinend niederwarfen und um Rettung fleheten. Die römischen Matronen wurden endlich die Schutz- engel der Stadt. Sie wandten sich an Coriolan's Mutter, Ve- turia, und vermogten sie, mit seiner Gattin Volumnia und noch einigen vornehmen Frauen, zu ihm in's Lager zu gehen, um den letzten Versuch auf das Herz des Siegers zu machen. Coriolan empfing auch sie mit großer Ehrfurcht, jedoch mit dem Ent- schlüsse, keine ihrer Bitten zu bewilligen. Als aber seine alte Mutter, wie verzweifelnd, sich bittend und flehend zu seinen Fü- ßen warf, als Weib und Kinder weinend sich um seine Kniee schmiegten, da endlich siegte die Stimme der Natur über das Herz des erzürnten Siegers. Gerührt hob er die innig geliebte Mutter auf, und mit Thränen rief er an ihrem Halse: „O Mutter! Mutter! Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn ver- loren!" Er entließ die Frauen, führte das Heer zurück uni> ward dafür von den getäuschten Volskern erschlagen Die Römer aber errichteten, zum Andenken der schönen That der Frauen, dem weiblichen Glücke einen Tempel, und zwar an der Stelle, wo diese den Helden erweicht hatten. §. 21. Spurius Äafstus und fein Ackcrgcfctz. 486. Kaum war jene Gefahr glücklich abgewandt, so erneuerte sich auch wieder der Kampf der Plebejer gegen die Patricier, der jetzt um so heftiger wurde, da jene ihre Macht bereits er- probt hatten. In den nächsten fünfzig Jahren jedoch gingen die Forderungen der Plebejer durchaus nicht auf Theilnahme an der Negierung und den Würden des Staates, sondern nur auf Zu- sicherung dreier gegen Mißbrauch deö Herkommens gerichteten Schutzmittel und zwar erstens: auf Bert Heilung von Acker- land, um gegen Hunger und Noth geschützt zu fein; zweitens: 9 Nach einer anderen Sage lebte er bis in's hohe Greiftnalter unter den Volskern, die ihm die Eroberung mehrer latinischcn Städte und einen ruhmvollen Frieden verdanken. — Übrigens ist wohl die ihrem Wesen nach richtige Geschichte des Coriolan später durch Dichtung und Sage vielfach ausgeschmückt worden. (adticu xai v/nvenut iog ¿voeßrjg xui dixaiog uv/]Q. Dionys Viii. 62.)
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